Inhalt
1. Editorial
2. 18. Festival „kunst : verrueckt“
3. Termine
4. Buchempfehlung
5. Ihre Unterstützung
6. Abonnement und Kontakt
7. Impressum
1. Editorial
Liebe Freunde des Sächsischen Psychiatriemuseums,
noch ist es Sommer und damit Urlaubs- und Ferienzeit. Für alle Arbeitenden hat das gewiss den Vorteil, dass das Telefon etwas seltener klingelt. Das gibt Gelegenheit, an langfristigen Projekten zu arbeiten. Ich selbst bin zurzeit intensiv mit der Neukonzeption unserer Dauerausstellung beschäftigt.
Spätestens im September geht es dann wieder in die Vollen. Ein Indiz dafür sind die zahlreichen Veranstaltungen im Herbst, die wir in unserer Terminübersicht ankündigen.
In diesem Zusammenhang sei ein Hinweis in eigener Sache gestattet: Ende September veranstalten wir in Leipzig zum 18. Mal das Festival „kunst : verrueckt“, das sich neben dem Schwerpunkt Kunst und Psychiatrie traditionell auch Themen der Psychiatriegeschichte widmet.
Ich wünsche Ihnen noch einige sonnige Tage und würde mich freuen, wenn unser Newsletter Ihr Interesse findet.
Ihr Thomas R. Müller
Leiter des Sächsischen Psychiatriemuseums
2. Das 18. Festival „kunst : verrueckt“
In diesem Jahr zum 18. Mal veranstaltet der Verein Durchblick e.V. das Festival „kunst : verrueckt“ in Leipzig. Vom 24. September bis 4. Oktober 2012 stehen zehn Veranstaltungen auf dem Programm, die sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit den vielfältigen Berührungspunkten zwischen Kunst und Psychiatrie bzw. Kreativität und Verrücktheit beschäftigen.
Zum Auftakt der Festivals findet am 24. September eine Benefizveranstaltung mit prominenten Leipziger Künstlern und Persönlichkeiten zum Motto des Festivals statt.
Am 27. September ist die Verlegerin Brita Jürgs zu Gast im Psychiatriemuseum und stellt die 1887 erschienene Reportage „Zehn Tage Irrenhaus“ der damals jungen Journalistin Nellie Bly vor, die sich für ihre Recherche in die New Yorker Psychiatrie einweisen ließ. Diese Undercover-Reportage ist in die Psychiatriegeschichte eingegangen und im Vorjahr im AvivA Verlag erstmals auf Deutsch erschienen.
Ein besonderes Angebot im diesjährigen Festivalprogramm ist die exklusive Exkursion am 29. September nach Gera, wo uns das Sammlerehepaar Krieger + Ortner einen Einblick in die private Sammlung von Outsiderkunst gewährt. Eine rechtzeitige Anmeldung ist unbedingt erforderlich, da die Teilnehmerzahl auf acht Personen begrenzt ist. (Kosten: 15 Euro)
Außergewöhnliches verspricht auch die Aufführung des Hörspiels „Heiko Alles Auf Kopf“, das in gerappter Form von einem Aufenthalt in der Psychiatrie erzählt. (2. Oktober, Kinobar Prager Frühling) Ebenfalls in der Kinobar Prager Frühling laufen am 3. Oktober zwei Filme des Regisseurs Hans Weingartner.
Weiterhin empfehlen wir die Lesung „Liebe und Wahn“ mit Falko Hennig und Robert Weber (25. September). Am 4. Oktober stellt der Übersetzer Gerd Busse den großen Roman „Das Büro“ (C.H. Beck) des niederländischen Autors J.J. Voskuil vor: „Eine literarische Soap Opera“, empfohlen als „Pflichtlektüre für alle Burnout-Kandidaten“.
Eine Begegnung mit dem Leipziger Autor und Künstler Thomas Böhme ermöglicht die Ausstellung „Fragile Kindheit. Jungenporträts“ am 26. September in der „durch blick galerie“. Zur Eröffnung liest Böhme aus seinem Roman „Der Schnakenhascher“.
Die Künstler der hiesigen Kunstgruppe bestreiten ab 1. Oktober die Ausstellung „Sieben auf einen Streich“ im Leipziger Sozialgericht.
Das vollständige Programm finden Sie in der Rubrik „Termine“. Aktuelles und weiterführende Informationen werden auf der Internetseite veröffentlicht:
www.kunst-ist-verrueckt.
3. Termine
1. September 2012 ab 14 Uhr
Gedenkveranstaltung für die Opfer von „Euthanasie“ und Zwangssterilisation
An der Philharmonie, Tiergartenstr. 4, Berlin-Mitte
31. August 2012 ab 14 Uhr
Gegen das Vergessen: Aus der Geschichte lernen
Begleitprogramm zur Gedenkveranstaltung
Stiftung Topographie des Terrors
Niederkirchnerstraße 8
10963 Berlin
27. bis 29. September 2012 in Görlitz
22. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Nervenheilkund e.V.
Programm unter: www.dggn.de/PDF/Programm_Goerlitz.pdf
9. bis 11. November 2012 in Leipzig
Herbsttagung des Arbeitskreises zur Erforschung der NS-„Euthanasie“ und Zwangssterilisation
Nähere Informationen unter: museum@durchblick-ev.de
24.9. bis 04.10.2012 in Leipzig
18. Festival „kunst : verrueckt“
24.9. 20 Uhr Moritzbastei
„kunst : verrueckt“ Benefizveranstaltung
Zum Auftakt des Festivals stehen Leipziger Künstler und Prominente mit ihrem ganz speziellen Beitrag zum Thema „kunst : verrueckt“ auf der Bühne der Moritzbastei. Das moderierte Programm wird von der Band „Stadtasyl“ begleitet.
25.9. 19.30 Uhr Moritzbastei
Liebe und Wahn
Lesung mit Falko Hennig und Robert Weber
Jahrelang haben Falko Hennig und Robert Weber auf Flohmärkten, auf Dachböden oder achtlos auf die Straße geworfene Zettel und Briefe gesammelt. Diese vergessenen Liebesbriefe sie in dem Buch „Ohne Dich ist alles Staub“ vereint und dokumentieren eine hundertjährige Geschichte der Liebe. Das ist manchmal wahnsinnig tragisch, oft anrührend und nicht selten höchst amüsant oder verrückt.
26.9. 18 Uhr durch blick galerie
Thomas Böhme „Fragile Kindheit. Jungenporträts“
Ausstellungseröffnung und Lesung
Der Leipziger Autor Thomas Böhme stellt fotografische Porträts von jungen Männern vor und liest aus dem Psychiatrie-Kapitel seines Romans „Der Schnakenhascher“
27.9. 19 Uhr Sächsisches Psychiatriemuseum
Nellie Bly „Zehn Tage Irrenhaus“
vorgestellt und gelesen von Britta Jürgs
1887 lässt sich die junge Journalistin Nellie Bly für einen Artikel in die Frauenpsychiatrie auf Blackwell`s Island in New York einweisen. Mit der undercover entstandenen Reportage „Zehn Tage im Irrenhaus“ gelang ihr der Durchbruch als Reporterin. Erst jetzt ist dieser legendäre Text im AvivA Verlag von Britta Jürgs auf Deutsch erschienen.
29.9. 13 bis 18 Uhr Gera
Besuch der Art Brut-Sammlung Krieger + Ortner
Exkursion
Seit Jahren sammeln Werke Heide Krieger + Peter Ortner Arbeiten von Art Brut-Künstlern. Die Auswahl trifft der Bauch, neben Stars der Outsiderkunst wie Friedrich Schröder-Sonnenstern und Gugginger Künstlern hängen Arbeiten völlig Unbekannter. Im vergangenen Jahr sind die Sammler von Frankfurt/Main nach Gera gezogen. Exklusiv für diese Exkursion öffnen sie ihre Wohnung, die zugleich Galerie ist, und geben Einblick in ihre Leidenschaft.
Teilnehmerzahl ist auf 8 begrenzt. Rechtzeitige Anmeldung unter kunstverrueckt@durchblick-ev.de erforderlich!
1.10. 17 Uhr Sozialgericht
Sieben auf einen Streich
Eröffnung der Ausstellung der „durch blick galerie“ mit Performance
Sieben Künstler der Kunstgruppe des Vereins Durchblick präsentieren ihre Arbeiten in den Räumen des Leipziger Sozialgerichts.
2.10. 20 Uhr Kinobar Prager Frühling
Heiko Alles Auf Kopf
Rap-Hörspiel
D 2012, R.: Paul Seelhorst, Benjamin Mildner, Paule Harzer mit Ganesch
5.1 Surround Sound, 56 Min
Sebastian Heiko ist Insasse einer psychiatrischen Einrichtung. Unter Liebeskummer leidend, plant er, endlich aus der Klinik auszubrechen. Er weiß noch nicht, was ihn in der Freiheit erwartet, aber er wird heute der verstörenden Natur seiner Krankheit auf den Grund gehen.
„Heiko Alles im Kopf“ ist eine packende Geschichte, gerappt aus der Ich-Perspektive, die mit Witz, Poesie, Drama und Spannung und auf höchstem technischem Niveau ein außergewöhnliches Hörerlebnis bietet.
3.10. 18 Uhr Kinobar Prager Frühling
Filmabend mit Hans Weingartner-Filmen
„Die Summe meiner einzelnen Teile“ (2012) & „Das weiße Rauschen“ (2002)
Aktuell ist der Hans Weingartner mit dem Film „Die Summe meiner einzelnen Teile“ in den Kinos. Bereits 2002 sorgte der Regisseur mit „Das weiße Rauschen“ für Aufsehen. Beide Filme, in deren Mittpunkt ein Mensch in einer psychischen Ausnahmesituation steht, sind in einer Doppelvorstellung zu erleben.
Zwischen den Filmen erwarten wir den Hauptdarsteller Peter Schneider zu einem Gespräch.
4.10. 19 Uhr Durchblick-Galerie
Gerd Busse liest aus: J.J. Voskuil „Das Büro“
Was Joanne K. Rowling für England ist, war J. J. Voskuil für die Niederlande: Sein monumentaler Büro-Roman löste eine wahre "Büromanie" aus mit Fanklubs und langen Schlangen im Morgengrauen vor den Buchhandlungen. Der erste Band um die Hauptfigur Maarten Koling und den grauen, bisweilen jedoch auch skurrilen und höchst amüsanten Alltag in einem volkskundlichen Büro ist soeben im Verlag C.H. Beck erschienen. Der Übersetzer und Voskuil-Experte Gerd Busse stellt den Roman vor.
Gern veröffentlichen wir an dieser Stelle auch Ihre psychiatriegeschichtlichen Veranstaltungen und Termine.
Der nächste Newsletter erscheint im Oktober/November 2012.
4. Buchempfehlung
Thomas Metan, Boris Böhm
100 Jahre Krankenhaus Arnsdorf
Von der Königlich Sächsischen Pflegeanstalt zum Fachkrankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie
HOTEX Verlag Thomas Metan, 2012, (info@hotexverlag.de)
Die Eröffnung der Landesanstalt Arnsdorf am 1. April 1912 war die letzte Anstaltsneugründung in Sachsen. Aus Anlass des einhundertjährigen Bestehens dieser Einrichtung ist eine umfangreiche Monographie erschienen, für die Boris Böhm, Leiter der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein und Thomas Metan, Architekt und Denkmalpfleger, verantwortlich zeichnen. Gewohnt fundiert liefert Boris Böhm zunächst einen Abriss der sächsischen Psychiatriegeschichte bis zur Gründung der Arnsdorfer Anstalt. In den weiteren Kapiteln zeichnet Böhm faktenreich und anschaulich die Geschichte der Einrichtung nach. Thomas Metan widmet sich in seinen Beiträgen der Baugeschichte der Anstalt, die in einem ausführlichen Bildteil veranschaulicht wird. In der Gesamtplanung der Anstalt und in den verschiedenen Gebäudetypen spiegeln sich die zeitgenössischen therapeutischen Ansätze wider. Metan verweist auf bedeutende Baudenkmale wie die Anstaltskirche und das nahezu vollständige erhaltene, heute jedoch ungenutzte Küchengebäude. Die technischen Anlagen waren auf dem seinerzeit modernsten Stand und bewiesen über Jahrzehnte ihre Funktionsfähigkeit.
Aus den der Entwicklung der Anstalt gewidmeten Kapiteln (Böhm) sei insbesondere auf zwei Aspekte hingewiesen. Mit der Geschichte des Schwesterhauses stellt Boris Böhm das in der sächsischen Psychiatriegeschichte bisher wenig beachtete Thema der Schwestern- und Pflegerausbildung von den Anfängen 1888 in Hochweitzschen und Hubertusburg bis zum Ende des 20. Jahrhunderts dar. Auf besonderes Interesse sollten weiterhin die facettenreichen Ausführungen Böhms zur Geschichte der Arnsdorfer Psychiatrie zwischen 1945 und 1989 stoßen. Unter veränderten politischen Vorzeichen und trotz neuer therapeutischer Möglichkeiten, beispielsweise durch die Einführung der Psychopharmaka, blieb Arnsdorf auch in der DDR mit über 2000 Betten die größte Anstalt des Landes. Die SED und die Massenorganisationen prägten das Anstaltsleben. Der sozialistische Wettbewerb durchzog alle Bereiche der Institution. Grundlegende Reformen wie sie u.a. die Rodewischer Thesen (1963) für die psychiatrische Versorgung forderten, wurden nur halbherzig in Angriff genommen. Während in den 70er Jahren auf diagnostischem und akutmedizinischem Gebiet zahlreiche Fortschritte erreicht werden konnten, verschlechterten sich die materiellen und personellen Bedingungen besonders in den Langzeitbereichen der Klinik. So blieb der Anstaltscharakter weitgehend erhalten. Nach der Wende investierte der Freistaat Sachsen ca. 95 Millionen Euro in den Standort. Wie diese aktuelle Entwicklung zu bewerten ist, werden spätere Generationen beurteilen.
In seiner Gesamtschau ist dieses Buch ein wertvoller Beitrag zur Geschichte der Psychiatrie in Sachsen.
Thomas R. Müller
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6. Abonnement und Kontakt
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7. Impressum
Herausgeber:Sächsisches Psychiatriemuseum
des Vereins Durchblick e.V.
Verantwortlich im Sinne des Presserechts: Thomas R. Müller
Redaktionsschluss: 15.08.2011
www.psychiatriemuseum.de
www.durchblick-ev.de
© Sächsisches Psychiatriemuseum Mainzer Straße 7 04109 Leipzig
Sächsisches Psychiatriemuseum
Projekt des Durchblick e.V.
Mainzer Str. 7
04109 Leipzig
Tel: 0341/14061413
Fax: 0341/14061419
www.psychiatriemuseum.de
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