Allgemeine Informationen zum Stadtrundgang
Dauer: ca. 2 ½ Stunden; Preis: 6,00 € / erm. 5,00 €
Treffpunkt: Rosentaltor, Rosentalgasse/Emil-Fuchs-Straße
Buchung: Gruppen ab 10 Personen
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Der Rundgang
Der Rundgang führt zu zehn Schauplätzen im Zentrum der Stadt, die Psychiatriegeschichte geschrieben haben. Erinnert wird an Persönlichkeiten, deren Lebensgeschichten mit der Psychiatrie verbunden waren – als Patienten oder Ärzte – und an ehemalige Institutionen, in denen psychisch Kranke untergebracht wurden.
Der Rundgang beginnt am Rosentaltor, in dessen unmittelbarer Nähe sich die Irrensiechenanstalt befand. Hier wurden Ende des 19. Jahrhunderts psychisch kranke Leipziger Bürger untergebracht und versorgt.
In der Rosentalgasse 1–3 hatte um die Jahrhundertwende der Nervenarzt Paul Möbius (1853–1907) seine Praxis. Seine oft an Hysterie leidenden Patienten kamen aus dem gehobenen Bürgertum. Zweifelhafte Bekanntheit erlangte Möbius durch das Buch „Der physiologische Schwachsinn des Weibes“ (1900), wohingegen seine Leistungen als Wegbereiter der Psychoanalyse und Verfasser zahlreicher Pathografien weitgehend vergessen sind.
Vis-a-vis befand sich der Gründungsort (1212) des Hospitals St. Georg, des ältesten Leipziger Hospitals, das sich neben der Betreuung von Pilgern der Versorgung von Kranken, Siechen und Waisenkindern, darunter auch Geisteskranken, widmete.
Im 18. Jahrhundert wurde das Georgenhaus am Brühl als Zucht- und Waisenhaus für Gefangene, Versorgte, Waisen wieder errichtet. Die hier untergebrachten Geisteskranken verwahrte man lediglich.
Auf dem Leipziger Markt wurde 1824 das Schicksal von J. C. Woyzeck (1780–1824) besiegelt. Trotz Zweifeln an seiner Zurechnungsfähigkeit und jahrelangen Gutachterstreits wurde Woyzeck, Vorbild für das berühmte Drama Georg Büchners, hier wegen Mordes an seiner Geliebten hingerichtet.
In Baarmanns Restaurant auf dem Markt trafen sich um 1880 Universitätsprofessoren zu einer „ebenso anregenden, wie freundschaftlich-fröhlichen“ Runde, die als Leipziger Nervenkränzchen in die Geschichte eingegangen ist.
Wenige Schritte entfernt in der Kleinen Fleischergasse befindet sich der „Coffe Baum“, das Leipziger Stammlokal Robert Schumanns (1810–1856). Schumann, Inbegriff des romantischen, innerlich zerrissenen Künstlers, litt lebenslang an psychischen Problemen und starb möglicherweise an den Folgen der Syphilis, mit der er sich in Leipzig infiziert hatte.
Auch Friedrich Nietzsches (1844–1900) Progressive Paralyse könnte auf einer syphilitischen Infektion in Leipzig beruhen. In seinen Leipziger Studentenjahren 1865–1869 bevorzugte er das Cafe Kitschy in der nahe gelegenen Klostergasse.
Die unmittelbare Innenstadt verlassend, führt der Rundgang in den Johannapark. Der Park geht auf eine Stiftung des Leipziger Bankiers Seyfferth zurück, der damit seiner ältesten Tochter Johanna (1836–1858) ein Gedenken geben wollte, die nach ihrer Zwangsverheiratung, körperlich und seelisch zerbrochen, im Alter von 22 Jahren starb.
Auf dem Gelände des ältesten Schreber-Vereins, dessen Namensgeber der Leipziger Orthopäde Moritz Schreber ist, wird an seinen Sohn Daniel Paul Schreber (1842–1911) erinnert. Schreber war Gerichtspräsident, als er psychisch erkrankte. Seine Memoiren „Denkwürdigkeiten eines Nervenkranken“ (1903) machten ihn zum bis heute berühmtesten Psychiatriepatienten.
Zum Abschluss des Rundgangs kann das Sächsische Psychiatriemuseum besichtigt werden. |